Die ersten Tänzer*innen der Vorgeschichte
Tanz ist überall, es gibt keine Kultur, kein Land, keine Gemeinschaft, in der nicht getanzt wird. Das hängt damit zusammen, dass die Wurzeln des Tanzes tief reichen…bis zurück in unsere Tanzgeschichte. Getanzt wurde schon immer und wird auch immer so sein. Tanzen verbindet Menschen und Nationen, ähnlich wie beim Fußball.
Getanzt wurde schon in der Vorgeschichte: europäische, afrikanische und asiatische Grotten zeigen Wandkunst, auf denen man tanzende Menschen erkennt. Eine der bekanntesten Wandmalereien ist in dieser Hinsicht der „Tanzende Schamane“ in der Drei-Brüder-Höhle in Südfrankreich.
Die zeitgenössische Archäologie hat noch weiter Wunder ausgegraben: ägyptische Gräber mit Tanzabbildungen, steinzeitliche Felsmalereien auf dem Bhimbetka Felsen in Indien, die mehr als 3000 Jahre alt sind.
Der Tanz wird als Grundpfeiler der menschlichen Zivilisation gesehen.
Da die ersten Menschen noch keine hochentwickelte Sprache hatten, wurde der Körper als Kommunikationsmittel genutzt. Die verschiedenen Stämme konnten sich so zu erkennen geben und Nachrichten austauschen. Erste Tanztechniken sind, soweit wir wissen, 4.000 vor Christus entstanden.
Der religiöse Tanz wurde verfeinert, Bewegungen wie Spagat, Paartanz und Wirbeldrehungen wurden eingeführt. Mit den neuen Symmetrien und den choreographischen Verkettungen wurde der Tanz harmonischer und komplexer.
Du solltest das Tanzen in keinem Fall unterschätzen: Es ist eine unserer ältesten Kunstformen, noch dazu war es für die Kommunikation unserer Vorfahren unerlässlich.
Tanzen in der Antike
Während der Antike hat sich der Tanz so richtig etabliert. In den antiken Kulturen hat der Tanz eine besondere Rolle gespielt. Während der Zeit der ägyptischen Pharaonen hat sich die Zeichentechnik weiterentwickelt. Das Gute daran: Unsere heutigen Archäologen können durch diese Zeichnungen mehr über die antiken Tanztechniken erfahren.
Ägyptische Tänzer*innen waren damals sehr beweglich. Die Beine wurden sehr hoch gezogen und das körperliche Gleichgewicht war sehr wichtig.
Die Tänzer des antiken Griechenlands haben mehrere Tanzarten praktiziert:
In der Ilias und der Odyssee hat sich Homer von den real existierenden griechischen Tänzen inspiriert, wie z.B. die Tänze des Hochzeitsrituals. Tanzen ist hier vorallem eine kollektive Angelegenheit. Männer und Frauen halten sich an den Handgelenken fest und tanzen in Runden.
Der berühmteste Tanz war damals der dionysische Tanz. Das Tanzen wurde als Kommunikationsform zwischen den Sterblichen und den Unsterblichen gesehen. Das griechische Volk hat bei religiösen Ritualen zu Ehren des Gottes Dionysos getanzt. Der Tanz war aber auch bei anderen Ritualen präsent.
Der Tanz hatte für antike Völker viele unterschiedliche Funktionen:
- Kommunizieren, freundschaftlichen Kontakt mit anderen Gemeinschaften und Stämmen herstellen
- Bei offiziellen Zeremonien und religiösen Ritualen einen Gott oder eine Göttin anbeten
- Wunden heilen, vor allem mit makabren Tänzen
- Anderen, seiner Familie oder seinen zukünftigen Partnern, seine Gefühle zeigen
Jeder Tanz überbrachte eine bestimmte Nachricht, ein bestimmtes Gefühl. Mit dem Tanz wurde der soziale Rang ausgedrückt, sowie das Geschlecht, Alter und der Ursprung.
Tanzen im Mittelalter
Das Mittelalter war für die Tanzkunstgeschichte ein dunkles Zeitalter.
Die Entwicklung des Tanzes im Mittelalter ist nicht sehr gut überliefert. Nur eine kleine Bevölkerungsschicht, die Adeligen und der Klerus, konnte lesen und schreiben. Die Tänze wurden also kaum schriftlich festgehalten, und hauptsächlich in praktischer Weitergabe von Tänzer zu Tänzer überliefert.
Die katholische Kirche hatte ihre Skrupel, wenn es um bestimmte Tanzarten ging. Nächtliches Tanzen z.B. wurde verboten, bis letztendlich jede Tanzform mit einem misstrauischen Auge beobachtet wurde.
Reigentänze, Schreittänze, Kreistänze, Paarreihentänze, es gab viele Tanzformen, die das Bürgertum und auch die höheren Gesellschaftsschichten zum Tanzen gebracht haben: Branles, Ecossaise, Quadrille, Basse dance, uvm.
Im ausgehenden Mittelalter und der Frührenaissance wurden Tänze dann zunehmend von Tanzmeistern, in eigens dafür entworfenen Notationen festgehalten. Allerdings sind dadurch die meisten der heute überlieferten Tänze die Tänze der höheren Gesellschaftsschichten.
Selbst heute, im 21. Jahrhundert, ist es absolut noch möglich die mittelalterlichen Tänze zu lernen.
Die Tanzkunst des modernen Zeitalters
Im 18. Jahrhundert ist der Tanz entstanden, den jeder Tanzprofi einmal in seinem Leben von Nahem oder Weitem kennengelernt hat: das Ballett!
Das Ballett war ursprünglich noch keine eigenständige Tanzform. Es hat sich im 15. Und 16. Jahrhundert aus den italienischen und französischen Fürstenhöfen aufgeführten Schauspielen sowie aus tänzerischen Gesellschaftsspielen weiterentwickelt.
Ludwig XIV. hat im Jahre 1661 die Acadèmie Royale de danse in Paris gegründet. Das Ballett hat sich in dieser Zeit enorm weiterentwickelt und vom höfischen Zeremoniell getrennt.
Im 18. Jahrhundert ist das Handlungsballett entstanden. Das Drama wurde in Mitteln des Tanzes gestaltet, zum ersten Mal wurde eine zusammenhängende Geschichte erzählt.
Die Tänzer*innen haben in dieser Zeit oft Masken getragen, damit der Körper und seinem Ausdruck volle Aufmerksamkeit gegeben werden konnte.
In dieser klassischen Phase wurde auch der Spitzentanz erfunden. Die neuen Kostüme waren so das Fuß- und Beinarbeit für die Zuschauer sichtbar gemacht wurde. Als erste Meisterin des Spitzentanzes gilt die italienische Primaballerina Marie Taglioni.
Zur gleichen Zeit haben die Avantgarden den Ausdruckstanz entwickelt. Die Inhalte und die hochspezialisierte Technik des Balletts wurden angefochten und der Tanz wieder an andere Kunstformen angenähert.
Der Ausdruckstanz erfordert ein hohes Bewusstsein für Tempo, originelle Ausdrucksformen, sowie perfekt ausgeführte Bewegungen. Früher war diese Art des Tanzes eher künstlerischen Eliten vorbehalten, heute kann jedoch jeder diese Art des Tanzes erlernen.
Tanzen heute
Im 20. Jahrhundert sind die Tanzformen entstanden, die heute auch noch gemeinhin getanzt werden. Genauso wie der Ausdruckstanz in Europa ist in den USA Anfang des 20. Jahrhunderts der Modern Dance entstanden. Seit dem 20. Jahrhundert sind viele verschiedene Tanzstile entstanden, die du auch heute noch lernen kannst:
Im 21. Jahrhundert ist der zeitgenössische Tanz entstanden.
Er vereint die Bewegungen unterschiedlicher Tanzstile (Jazz Dance, Modern Dance, Ballett…).
Beim zeitgenössischen Tanz liegt der Fokus auf den Tempoveränderungen, sowie auf der Improvisation. Der/Die zeitgenössischen Tänzer*in zeigt seine/ihre Unabhängigkeit, und vereint in manchmal schnellen, manchmal langsamen Improvisationen Technik und Intuition.